Mit "Gepflogenheiten" meine ich "gewöhnliche Dinge" aus dem Alltag des Alumnats, von denen alle Alumnäter je nach Jahrgang betroffen waren. Beispiele: Ausgangsregelungen, Taschengeld, verpflichtende Spaziergänge, handelsübliche Strafen für Vergehen, Tagesabläufe allgemein, etwa im Zusammenhang mit den Aufenthalten in der Kapelle, Studier- und Silentium-Zeiten, Wochenendheimfahrten, Zimmergrößen in den jeweiligen Jahrgangsstufen.

Das ist vordergründig, den Einzelbeitrag betreffend, erst mal unspektakulär. Aber wenn mich viele kleine Beiträge erreichen und ich die chronologisch einordne, könnte ein schönes Bild entstehen, wie sich die Gepflogenheiten im Alumnat so verändert/entwickelt haben. Beispiel: Mein eigener Beitrag zum scheinbar belanglosen Thema Duschen ist vielleicht deswegen interessant, weil man sehen kann, wie mit dem Wechsel einer geistlichen Führung (Herr Pfarrer Meidt, den ich übrigens sehr geschätzt habe, jedenfalls nachträglich) zu einer weltlichen Führung (Herr Schildbach) die "Studentenrevolte" um 1968 mit ihren gesellschaftlichen Auswirkungen auch Einzug ins Alumnat gefunden hat. 

 

Deshalb bin ich wirklich für jeden kleinen Beitrag dankbar, mails bitte an die unter "Impressum/Kontakt" genannte mail-Adresse.


Duschen in den frühen 70ern

Autor: Holger Hofmann

Alumnäter von 1971 bis 1980

 

In den frühen 70ern wurde jedenfalls bei den Schülern der Unterstufe immer in Gruppen geduscht. Vom Direktor oder Erzieher geführt, trat man den langen Weg von den Zimmern zu den Duschen im Keller an. Dort befanden sich ca. 12 Duschen, jeweils durch Seitenwände getrennt, also nur zum Gang hin offen. Die Dusche wurde mit Badehose betreten, dann das Wasser von der Begleitperson zentral angestellt. Nach kurzer Frist wurde das Wasser abgestellt, die Badehosen heruntergelassen und man seifte sich ein. Wenige Minuten später wurde das Wasser wieder angestellt, kurz darauf die Dusche wieder mit Badehose verlassen. Dieses Prozedere wurde erst durch den Nachfolger von Herrn Pfarrer Meidt, Herrn Ronald Schildbach geändert, der die Badehosen abschaffte. Ich weiß noch, dass viele von uns damit erst mal umgehen mussten, aber letztlich haben sich alle schnell daran gewöhnt.


Besuchswochenende

Autor: Kurt Bach 

Alumnäter von 1968 bis 1977

 

Am Anfang meiner Zeit (1968-1977) sind wir nur zu den Ferien heimgefahren. Der erste Sonntag im Monat war Besuchs-Sonntag. Die Eltern hatten Zeit, uns zwischen Mittag-Essen und Abend-Essen zu besuchen. Sie kamen und brachten hier und da schon mal einen Überraschungsgast mit (Opa, Oma, …)

Später gab es einen 14-Tage-Rhythmus. Die Leitung der Küche war in den Händen der Ordensschwestern, das Personal mehrheitlich aus den Gastarbeiter-Ländern (Türkei, Jugoslawien). Dem Personal wurde zugestanden, alle 14 Tage ein freies Wochenende zu haben, für uns hieß das Heimfahren. Denjenigen, die von weither kamen (Saarland) wurde nicht zugemutet, alle 14 Tage nach Hause zu fahren. Wir durften bleiben und wurden in der Teeküche verpflegt.


Kaffee-Revolte

Autor: Kurt Bach

Alumnäter von 1968 bis 1977

 

Die Tische im Speisesaal waren mit jeweils 6 Personen besetzt. Am Kopfende saßen die sog. Tischoberhäupter (Schüler ab der Untersekunda = 10. Klasse). Jeden Morgen gab es Muckefuck, also koffeinfreien Kaffee. Eines Morgens standen die Schüler der Untersekunda gleichzeitig auf und brachten die Kaffeekannen zurück zur Essensausgabe. Sie forderten Bohnenkaffee.

Am nächsten Morgen gab es dann keinen Kaffee, nur noch Milch. Am 3. Tag dann gar nichts mehr zu trinken. Es wurden Gespräche aufgenommen.

Die Kompromiss-Lösung nach geschätzt einer Woche Verhandlung: Bohnenkaffee ab Untersekunda (später ab 16 Jahren). Dazu wurde zum Frühstück die Tischordnung geändert. Die Großen saßen extra und bekamen Bohnenkaffee. Die Kleinen mussten sich mal ohne Tischoberhäupter benehmen.